Lichtung, 2012

Choreografie: Julian Weber
Performance: Claudia Tomasi, Cinira Macedo, Annegret Schalke, Diethild Meier

Ausgangspunkt für das Tanzstück „Lichtung“ war eine, bereits über einen längeren Zeitraum angelegte, Sammlung von Bildern, Handlungen und kleinen Szenerien.
Es alt diese Szenen zu aktivieren, sie vom Kopf oder Papier in den Raum und in die Körper zu bringen. Statische Bilder wurden mobilisiert, von den Tänzerinnen verkörpert und daduch reformuliert in den Raum getragen. Die meisten dieser Szenen beschäftigten sich mit Materialität und der wechselseitigen Formung von Körper und Material. Objekte und deren materielle Eigenschaften haben Gewicht in diesem Stück. Die 4 Tänzerinnen teilen den Raum mit einer Auswahl von Alltagsgegenständen und unterschiedlich gefärbten geometrischen Formen.

Die Objekte und deren Funktionen werden durch unvertraute Handlungen aus ihrem gewohnten Kontext isoliert und freigestellt. Der dadurch entstehende Freiraum wird mit Hilfe von Text mit neuen Bedeutungsebenen behaftet. So kann eine rosa lackierte Holzplatte die Position eines Oberschenkels
und ein gelbes Quadrat die einer Hüfte einnehmen.

Der Prozess des Freilegens spielt eine wichtige Rolle. Sehr reduzierte Handlungen,
wie das Graben eines Lochs in den Körper eines Tonklumpens, dienen hier um grundlegende Prinzipien und Phänomena in einem starken Bild zu kondensieren. Wie beim Bildhauern durch das Wegnehmen von Material zu einer Form kommen und dabei auch dem Prozess und dem Nebenprodukt eine Sichtbarkeit geben.

Die Notwendigkeit Übergänge zwischen den einzelnen Szenen zu schaffen führt zu neuem
Material und zur Beschäftigung mit Rhythmik und Überlappung. Dabei immer die grundlegende Frage,
was von einer Szene zur Nächsten mitgetragen wird, welche Spuren hinterlassen werden,
im Material und im Körper?nDie Objekte, mit der Zeit immer stärker in den Raum entfaltet und transformiert erzählen weiterhin von den bereits vergangenen, flüchtigen Handlungen und Transformationsprozessen.
Körperteile werden durch farbrige Markierungen vom restlichen Körper isoliert und fügen sich in die Bildwelt der Materialien ein.

Die Rahmung und Sichtbarkeit von Aktionen, sowie das Isolieren und Auseinanderlegen von Bewegung und Material sind weitere wichtige Thematiken, die sich während des Prozesses verfestigten. Handlungen werden durch farbige Hintergründe freigestellt und bieten Projektionsflächen für den Betrachter.

Mit Hilfe einer durchnummerierten Liste von 130 möglichen Titeln, die jeder Zuschauer ausgehändigt bekommt, werden Situationen neue Assoziationsräume angeheftet. Mit der Zeit verdichten und verschrenken sich die Bezüge unter den einfachen Handlungen immer mehr und schaffen aus den singulären Szenen ein komplexes Konstrukt.

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